Sport ist eine der besten Möglichkeiten, sein Wohlbefinden zu steigern. Regelmäßige Bewegung macht grundsätzlich gesünder und glücklicher, heilt Krankheiten und beugt ihnen vor. Das ist vielfach erwiesen. Am besten ist der Sport mit anderen, also die Verbindung von Bewegung und sozialem Miteinander. Aber sobald der Sport wegbricht, zum Beispiel wegen einer Verletzung, oder wenn ein frustrierender Rückschlag einem den Spaß am Sport nimmt, kann das auch schnell zu einer psychischen Krise führen. Warum es wichtig ist, sich den Spaß zu erhalten und wie das nach meiner Erfahrung geht, schreibe ich auf dieser Seite.
Sport kann einem manchmal das geben, was einem sonst verwehrt bleibt. Zum Beispiel ein stabiles soziales Umfeld, das Treffen mit Gleichgesinnten oder zumindest virtuell der Austausch mit Menschen, die den gleichen Sport betreiben. Wer sich manchmal einsam fühlt, für den kann das gemeinsame Sporttreiben ein Türöffner sein. Schließt euch in dem Fall einem Verein oder etwa einem Lauftreff an.
Zu Corona-Zeiten ist das natürlich schwierig. Aber ihr könnt etwa versuchen, euch zu zweit oder dritt virtuell zu verabreden, es gibt eine Menge Foren, Facebook-Gruppen und Ähnliches, wo man Gleichgesinnte treffen kann. Solange man alle Abstandsregeln und maximale Gruppengrößen beachtet, sollte das auch möglich sein. Wenn sich das schwierig gestaltet oder ihr das nicht wollt, weil ihr zum Beispiel zur Risikogruppe gehört, könnt ihr euch zumindest im Internet mit anderen übers Sporttreiben austauschen. Tut auf jeden Fall etwas für eure psychische Gesundheit, und dafür kann Sport ein wichtiger Faktor sein.
Unabhängig davon kann ich allen Menschen nur empfehlen, regelmäßig Sport zu treiben. Ob alleine oder mit anderen zusammen, allein die Bewegung fördert die Gesundheit auch in psychischer Hinsicht enorm. Wichtig und leider oft unterschätzt ist dabei der Spaß an der Sache. Aus schlechtem Gewissen oder zur Selbstoptimierung mit dem Sport anzufangen, bringt tatsächlich überhaupt nichts. Es ist in dem Fall sogar besser, es zu lassen. Vielmehr sollte man sich überlegen, welche Art von Bewegung einem Freude macht. Jedem Menschen macht Bewegung Freude, er muss nur die passende Art für sich finden. Ihr könnt ja gerne mal ausprobieren, was euch Spaß macht.
An sich kann Sport einem nie schaden, aber je nachdem, welche Bedeutung man ihm beimisst, kann er einen in eine Sackgasse führen. Das passiert, wenn man einen großen Teil seines Glücks oder Selbstwertgefühls davon abhängig macht. Wenn man ihn eine Zeit lang nicht wie gewohnt betreiben kann, etwa wegen einer Verletzung, hat man das Gefühl, etwas verloren zu haben. Oft sogar, wenn es nur für eine ganz kurze Zeit ist.
Das heißt natürlich nicht, dass einem Sport nicht wichtig sein darf. Aber wenn er existenziell ist, kann es problematisch werden. Es sollte einem immer bewusst sein, dass man eventuell unvorhersehbar auch mal eine Zeit lang ohne ihn auskommen muss, und auf die Möglichkeit vorbereitet sein. Der Sport ist super, um sein psychisches Wohlbefinden zu stärken, aber niemals sollte man umgekehrt sein psychisches Wohlbefinden ausschließlich vom Sport abhängig machen. Das gilt im Freizeitsport wie im Leistungssport.
Der Ausfall oder die Unterbrechung des normalen Trainingsalltags kann einem das Gefühl geben, dass einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Das gleiche kann passieren, wenn das Ziel plötzlich wegfällt. Ich habe das auf erstaunliche Weise erlebt, als im März wegen des Corona-Virus alle anstehenden Wettkämpfe abgesagt wurden. Es war nur eine gute Woche, bevor der erste Wettkampf stattfinden sollte. In den nächsten Tagen gingen meine Leistungen geradezu erdrutschartig in den Keller, ohne dass ich bewusst irgendwas anders gemacht hätte. Dass die Olympischen Spiele kurze Zeit später verschoben wurden, war unter den Umständen für mich eine Befreiung.
Man kennt diesen Mechanismus im Prinzip auch, wenn man lange auf einen Wettkampf hintrainiert hat und sein selbst gestecktes Ziel nicht erreicht. Auch das kann einem den Boden untern den Füßen wegreißen und die Motivation nehmen. Die Enttäuschung ist in dem Moment normal, aber entscheidend ist die Bedeutung, die man ihr beimisst. Sport sollte einem immer mehr geben, als er einem nimmt. Man sollte ihn als etwas Erfüllendes betrachten, und nicht als Bedrohung.
Deshalb sollte man immer wieder daran denken, dass einem Rückschläge niemals langfristig den Spaß am Sport nehmen sollten. Meistens sind Enttäuschungen nur Hinweise, dass man etwas besser machen kann oder dass man vielleicht unrealistische Erwartungen hatte. Nach schlechten Zeiten kommen wieder gute. Diese Grundeinstellung kann einen über schlechte Zeiten hinweghelfen.
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